#wirnicht  -  Warum diese Initiative?

www.initiative-gegen-gewalt.de
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Der Skandal um sexuellen Missbrauch hat mich schon bei seiner Aufdeckung vor Jahren tief berührt und erschüttert. Ich hätte mir so etwas im schlimmsten Traum nicht vorstellen können.

 

Für mich persönlich war – Gott sei Dank – der Raum der Kirche, unter deren Dächern ich erst als Ehrenamtler und nun seit über 25 Jahren als Seelsorger aktiv bin, immer ein sicherer Raum. 

Ich habe dort selbst nie Grenzverletzungen oder gar Missbrauch beobachtet oder erfahren. Dafür bin ich allen Pfarrern, Priestern, Pastoralreferenten und Gruppenleitern zutiefst dankbar. 

 

Dennoch gibt es unter dem Dach der Kirche ganz offenbar Missbrauchstäter und Gewalttäter – an der Basis in den Gemeinden bis hinauf ins bischöfliche Amt. Andere haben diese Täter und Täterinnen geschützt, deren Verbrechen geahnt oder davon gewusst und nichts dagegen unternommen.

 

Es ist beschämend zu erfahren, in welchem Maße solche Taten verharmlost und vertuscht wurden.

 

Den Opfern wurde nicht zugehört, man hat ihnen nicht geglaubt. 

Einige Gespräche, die ich mit Opfern führen durfte, lassen mich ahnen, was das für sie bedeutet. 

 

Ich erlebe, dass sich das Bistum Münster (und mit ihm viele andere Diözesen und Einrichtungen) heute sehr für Prävention von Missbrauch einsetzt und dass sich auch bei der Verfolgung der Täter viel verbessert hat.

 

Dennoch bleibt ein mulmiges Gefühl. Das Problem „Sexueller Missbrauch in der Kirche“ hat viele Aspekte. In der Kirche werden zunehmend Stimmen laut, die fordern, dass die Schwächen der Kirche und strukturelle Probleme in den Blick zu nehmen sind und Reformen und Veränderungen anstehen. Auch Bischof Felix Genn und Papst Franziskus haben sich in den letzten Wochen genau so geäußert. Nun warten alle gespannt, welche konkreten Schritte getan werden. 

Diese Skulptur "Der Fluch" steht symbolisch für das Leid der Betroffenen.  Der Schöpfer der Plastik ist Stephan Balkenhol, 2004 nach einer Idee von Johannes Heibel, Initiative gegen Gewalt... e.V.. Mehr Informationen gibt es dort.
Diese Skulptur "Der Fluch" steht symbolisch für das Leid der Betroffenen. Der Schöpfer der Plastik ist Stephan Balkenhol, 2004 nach einer Idee von Johannes Heibel, Initiative gegen Gewalt... e.V.. Mehr Informationen gibt es dort.

 

In all diesen Berichten und Debatten fühlen sich viele von uns hilflos. Über den persönlichen Einsatz für Prävention und unser eigenes, korrektes Verhalten hinaus stößt unser Einsatz an Grenzen. Immer wieder müssen wir im Alltag unseren Kopf für die Sünden der Kirche und die Verbrechen der Täter hinhalten und werden in Mit-Haftung genommen.

 

Die Kirche, für die wir uns mit ganzer Kraft einsetzen, entpuppt sich – mehr als wir es jemals ahnten – als eine Kirche der Sünder. Wie recht hatte Papst Benedikt im Jahre 2005 mit seinen offenbar prophetischen Worten: „Wie viel Schmutz gibt es in der Kirche und gerade auch unter denen, die im Priestertum ihm ganz zugehören sollten? Wie viel Hochmut und Selbstherrlichkeit?“

 

Mit unserer Initiative möchten wir all jenen den Rücken stärken, die sich dafür engagieren, dass in der Kirche (und auch darüber hinaus) niemand mehr zum Opfer gemacht wird. Daher richten wir dies auch als Petition an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz Kardinal Reinhard Marx, dem wir die Unterschriftenlisten zur Verfügung stellen werden.

 

Wir laden alle Kolleginnen und Kollegen, alle Pfarrer und Erzieher, Pastoralreferentinnen und Gemeindereferenten, Gruppenleiterinnen und Ordensleute, Pfarrer und Kapläne, Pfarrsekretärinnen und Sozialarbeiter und jeden anderen Menschen, dem im Auftrag und unter dem Dach der Kirche Menschen anvertraut sind, ein, mit ihrer Unterschrift ein deutliches Zeichen für eine erneuerte Kirche zu setzen. Eine Kirche, die ein absolut sicherer Ort für Kinder und Jugendliche, ja für jedermann ist und die mit den Menschen die frohe Botschaft unseres Herrn Jesus Christus mit neuer Glaubwürdigkeit teilt.

 

 

Dies hier ist sicher nur ein kleiner Schritt auf einem langen Weg. Aber es ist immerhin ein Schritt!

 


Dieser Text erklärt einige Hintergründe. Die Unterzeichner der Initiative #wirnicht müssen sich die hier vertretenen Positionen natürlich nicht zu Eigen machen.

Mehr zu dem im Text abgebildeten Kunstwerk des "Mahnenden Mühlstein" erfahren Sie hier. Aktuell ist es am Dom in Münster aufgestellt, die Fotos stammen von Domkapitular Walter Böcker. Auch "Der Fluch" steht im Kreuzgang des Doms. Mehr Informationen hier.